Über das Projekt
Der griechische Bürgerkrieg war ein gewaltsames historisches Ereignis, das sich zwischen 1943 bis 1949 in sukzessiven Phasen entwickelte. Er hat die griechische Bevölkerung polarisiert und tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis hinterlassen. Bürgerkriege bringen die Beteiligten in physische und psychische Extremsituationen und erschüttern nicht nur zahlreiche Individuen in ihrem Welt- und Selbstverständnis, sondern die Gesellschaft als Kollektiv. Wenn die Intensität der Situationserfahrung die individuellen und kollektiven Verarbeitungskapazitäten überschreitet, kann sie eine traumatisierende Wirkung zur Folge haben. Grenzerfahrungen aus der Zeit des griechischen Bürgerkriegs wurden in zahlreichen Prosatexten mit unterschiedlichen Referenzansprüchen thematisiert. Solche Texte, die nicht selten eine Vielzahl von Trauma auslösenden Ereignissen, aber auch von Traumasymptomen narrativieren und in denen sich in einigen Fällen ein traumatischer Diskurs manifestiert, sind Gegenstand unserer Analyse. Der Fokus ist auf die Beziehung zwischen erzählten Geschichten und der Form ihrer erzählerischen Wiedergabe – mit Kriterien der Narratologie und der Psychotraumatologie – und insbesondere auf die narrativen Strukturen literarischer Traumadarstellung gerichtet.
Unabhängig von den unterschiedlichen Gattungen, in die diese Texte eingeschrieben sind, beschreiben und analysieren wir sie nach denselben narratologischen Kriterien und zeigen deren trauma- und gedächtnistheoretischen Merkmale auf. Die Ergebnisse unserer Analysen sind in Formblätter mit konkreten erzähltheoretischen Beschreibungskategorien eingeflossen, die wir „Datenblätter“ nennen und die den Anspruch einer größtmöglichen Objektivität erheben.
Durch die Publikationsform der Datenblätter als elektronische Datenbank wird die narrative Inszenierung von Erinnerungen an traumatische Ereignisse für literaturwissenschaftliche Zwecke zugänglich gemacht.