Glossar
A
Anerkennung des Widerstands: Die Regierung von Andreas Papandreou verabschiedete 1982 ein Gesetz, das die Organisationen EAM, ELAS, Ethniki Allilengyi und EPON offiziell als nationale Widerstandsorganisationen anerkannte. Ehemaligen Widerstandskämpfern wurden Renten gewährt.
B
Befreiung: Am 12. Oktober 1944 begann der Rückzug deutscher Besatzungstruppen aus Athen.
Belogiannis, Nikos (1915–1952): griechischer Kommunist, wurde von der Metaxas-Diktatur verfolgt und nahm am Widerstand gegen die Deutschen und am Bürgerkrieg teil. 1950 wurde Belogiannis festgenommen und vor Gericht gestellt. Aufgrund einer Nelke, die er während des Prozesses in der Hand hielt, wurde er als „Mann mit der Nelke“ bekannt. Das Gericht verurteilte ihn wegen Hochverrat zum Tode durch Erschießen. Das Urteil, das international eine Protestwelle auslöste, wurde am 30. März 1952 heimlich vollstreckt.
Besatzung: Am 6.April 1941 marschierten deutsche Truppen in Griechenland ein. Im Anschluss wurde das Land in eine bulgarische, in eine italienische und in eine deutsche Besatzungszone geteilt. Die Besatzungszeit endete im Oktober 1944.
C
Caserta: Zu ergänzen.
Chaidari: Militärkaserne an der Iera Odos im Westen Athens, von den deutschen Besatzern im Oktober 1943 zum Internierungs- und Konzentrationslager für politische Gefangene umfunktioniert. Heute eine Erinnerungsstätte.
Chitis (sing.), Chites (pl.): Angehörige(r) der Organisation Chi (X).
D
Demokratische Armee (DSE, gr. ΔΣΕ = Δημοκρατικός Στρατός Ελλάδας): Auf Initiative der Kommunistischen Partei am 28. Oktober 1946 gegründete Armee, die aus ehemaligen Partisanen des ELAS hervorging. Militärischer Führer war Markos Vafeiadis. Sie wurde am 29. August 1949 in der Schlacht auf dem Grammos-Gebirge mit massiver amerikanischer Unterstützung von der Nationalarmee besiegt.
Deutsche Besatzung: siehe Besatzung
Dezemberereignisse 1944 (Δεκεμβριανά). Bewaffnete Kämpfe im Zentrum von Athen im Dezember 1944 und Januar 1945 zwischen ELAS-Partisanen einerseits und Nationalarmee, Sicherheitsbataillons und englischen Truppen andererseits. Anlass war der Beschuss auf die friedliche Demonstration, die das EAM am 03. Dezember 1944 in Athen gegen das Regierungsultimatum für die Entwaffnung der Partisanen organisiert hatte und zum Tod von 28 Demonstranten führte. Eine entscheidende Schlacht fand im Makrygiannis-Viertel statt. Am 11. Januar 1945 wurden nach Rückzug der ELAS-Truppen die Kämpfe beendet.
Dimokratiki Neolaia Lambraki (gr. Δημοκρατική Νεολαία Λαμπράκη = Demokratische Lambrakis-Jugend): 1963 gegründete linke politische Jugendorganisation, benannt nach dem am 22.5.1963 ermordeten politischen Aktivisten und EDA-Abgeordneten Grigoris Lambrakis. Vorläufer der Organisation Rigas Feraios.
Drapetsona: Stadtteil im Westen von Piräus, wurde durch die Ansiedlung kleinasiatischer Flüchtlinge sowie durch das Rembetiko-Lied bekannt. Im Juli 1952 gelang 26 kommunistischen Häftlingen die Flucht aus dem Gefängnis von Vourla/Drapetsona.
DSE: siehe Demokratische Armee
E
EA (gr. ΕΑ = Εθνική Ασφάλεια = Nationale Sicherheitsbehörde, Staatssicherheit), während des Krieges von den Besatzungsmächten kontrolliert.
EAM (gr. ΕΑΜ = Εθνικό Απελευθερωτικό Μέτωπο = Nationale Befreiungsfront): Im September 1941 auf Initiative des KKE gegründete, größte und effizienteste Widerstandsorganisation; alle Bürger des Landes waren unabhängig von ihren politischen Einstellungen aufgerufen sich zu engagieren. Erklärtes politisches Ziel war „die Befreiung der Nation vom fremden Joch“.
EDA (gr. ΕΔΑ = Ενιαία Δημοκρατική Αριστερά = Vereinte Demokratische Linke): 1951 gegründete Partei, legaler politischer Vertreter des linken Lagers in der Nachbürgerkriegszeit. 1958 wurde sie stärkste Oppositionspartei; löste sich nach 1974 auf.
EDES (gr. ΕΔΕΣ = Εθνικός Δημοκρατικός Ελληνικός Σύνδεσμος Nationale Demokratische Griechische Liga): Im Oktober 1941 gegründete rechtsgerichtete Widerstandsgruppe, hauptsächlich in Westgriechenland und in Epirus aktiv. Militärischer Führer der Organisation war Napoleon Zervas. Im September 1943 kam es zu ersten militärischen Auseinandersetzungen mit dem ELAS (Nationale Volksbefreiungsarmee). Der Grund dafür ist unklar, hat wahrscheinlich mit dem Kampf um die Hegemonialstellung beider Kontrahenten im Widerstand zu tun. Der ELAS warf EDES Kollaboration, EDES wiederum ELAS Opportunismus und Machtverblendung vor.
ΕΕΚ (gr. ΕΕΚ = Εθνικό Ενωτικό Κόμμα = Partei der Nationalen Einigkeit): 1935 von dem Politiker und Intellektuellen Panagiotis Kanellopoulos (1902-1986) gegründete, republikanisch-antimonarchistisch und demokratisch-sozialistisch ausgerichtete Partei. Verlor während der Besatzungszeit ihre ursprünglich engen Verbindungen zum nichtkommunistischen Widerstand, als sie eine Vereinigung mit dem EAM erwog und Kanellopoulos sich nach Kairo zur Exilregierung abgesetzt hatte. Die Partei bestand bis 1950.
EK (Ένωσις Κέντρου=Zentrumsunion): 1961 gegründeter Zusammenschluss verschiedener kleiner bürgerlicher Parteien unter der Führung von Georgios Papandreou.
ELAS (gr. ΕΛΑΣ = Εθνικός Λαϊκός Απελευθερωτικός Στρατός = Nationale Volksbefreiungsarmee): Anfang 1942 gegründeter militärischer Partisanenverband des EAM.
ΕΝΙΤ: siehe IT
ΕΟΝ (gr. ΕΟΝ = Εθνική Οργάνωσις Νεολαίας = Nationale Jugendorganisation): 1936 gegründete Organisation der Metaxas-Diktatur, bestand bis Frühjahr 1941.
ΕΡΟΝ (gr. ΕΠΟΝ = Ενιαία Πανελλαδική Οργάνωση Νέων = Gesamtgriechische Einheitsjugendorganisation): Anfang 1943 gegründete Jugendorganisation des EAM, hervorgegangen aus dem Zusammenschluss zehn verschiedener linker Jugendorganisationen.
ERE (gr. Εθνική Ριζοσπαστική Ένωσις= Nationale Radikale Union): 1956 von Konstantinos Karamanlis gegründete konservative Partei; stellte von 1956 bis 1963 die Regierung.
ESAS (gr. ΕΣΑΣ = Εθνικός Σύνδεσμος Ανωτάτων Σχολών = Nationale Hochschulliga): Dachverband nichtkommunistischer Studentenorganisationen während der Besatzungszeit.
Ethniki Allilengyi (gr. Εθνική Αλληλεγγύη = Nationale Solidarität): Auf Initiative des EAM gegründete Organisation, die den Opfern der Besatzung humanitäre Hilfe gewährte, aber auch Streiks und Demonstrationen organisierte.
Exil: Nach der Niederlage im Bürgerkrieg am 29. August 1949 flüchteten schätzungsweise 100.000 Männer, Frauen und Kinder, darunter auch Zwangsrekrutierte, zunächst nach Albanien und Bulgarien, und wurden dann auf verschiedene sozialistische Volksdemokratien (Rumänien, Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Jugoslawien, DDR, Sowjetunion [Taschkent]) verteilt. In den frühen 1960er Jahren, nach 1974 und insbesondere unter den Regierungen von Andreas Papandreou in den 1980er Jahren wurden zahlreiche Bürgerkriegsflüchtlinge repatriiert.
G
Gestapo-Hauptquartier: Die Hauptdienststelle und das Gefängnis der Gestapo befanden sich im Athener Zentrum in der Merlin-Straße, Hausnummer 6. Heute steht dort ein Kaufhaus für Kosmetika. Ein Mahnmal repräsentiert die Erinnerungsstätte, die sich dort eigentlich befinden könnte.
Grammos-Gebirge: Der Grammos ist ein Bergmassiv an der griechischen Grenze zu Albanien. Ab 1948 wurde er zu einem zentralen Bürgerkriegsschauplatz. Die Nationalarmee besiegte dort mit amerikanischer Unterstützung die Demokratische Armee am 29. August 1949 in der letzten Schlacht des Bürgerkrieges.
I
IL (gr. Ιερός Λόχος = Heilige Schar): Ursprünglich antike, auch in der Neuzeit vielfach verwendete Bezeichnung für eine militärische Eliteeinheit. Im vorliegenden Zusammenhang eine Gruppierung nichtkommunistischer Athener Studenten und angehender Offiziere (Ευέλπιδες/ Evelpiden), die sich im Epirus beim EDES im militärischen Widerstand gegen die Besatzungsmächte engagierten. Die bedeutendste IL-Formation im 2. Weltkrieg war der im Nahen Osten und in Nordafrika operierende IL.
IT (gr. Ιερά Ταξιαρχία = Heilige Brigade): Nichtkommunistische, auf Anregung von Kanellopoulos 1941/1942 entstandene, inhaltlich dem EEK nahestehende Widerstandsorganisation mit vor allem jugendlichen Mitgliedern.
J
Junta: siehe Militärdiktatur
K
Kaisariani (Schießplatz von Kaisariani): 3 Km östlich vom Athener Zentrum gelegene Hinrichtungsstätte in der Besatzungszeit. Am 1. Mai 1944 wurden 200 griechische Widerständler als Sühnemaßnahme für den Tod eines Wehmachtsgenerals hingerichtet. Heute eine Gedenkstätte.
Karamanlis, Konstantinos (1907-1998): konservativer Politiker; Gründer der ERE (siehe ERE) und nach 1974 Gründer der konservativen Partei Nea Dimokratia; Ministerpräsident von 1956 bis 1963 und von 1974 bis 1980; griechischer Staatspräsident von 1980 bis 1985 und von 1990 bis 1995.
Kaserne Chaidari: siehe Chaidari
„Kinderstätten“ (gr. Παιδοπόλεις = Kinderstädte): Auf Initiative von Königin Friederike im Jahre 1947 gegründete Anstalten, in denen Waisenkinder untergebracht und indoktriniert wurden.
Kokkinia (1940 in Nikaia umbenannt): nordwestlicher Stadtteil von Piräus, wurde in der Zwischenkriegszeit von kleinasiatischen Flüchtlingen angesiedelt. Am 17. August 1944 wurden nach einer Blockade des Stadtteils (Μπλόκο της Κοκκινιάς) durch die Deutschen Dutzende von griechischen Bürgern hingerichtet.
KKE: siehe Kommunistische Partei Griechenlands
Kollaboration: Während der Besatzungszeit installierten die Deutschen drei Kollaborationsregierungen. Unter der Bevölkerung gab es Zusammenarbeit mit den Besatzern in jeglicher Form.
Kommunistische Partei Griechenlands (KKE): 1924 gegründete Partei nach marxistisch-leninistischem Vorbild. Von 1931 bis 1956 war der Stalinist Nikos Zachariadis Generalsekretär der Partei. 1947 wurde die Partei verboten und 1974 wieder legalisiert.
L
Libanon: Zu ergänzen.
M
Makronisos: Verbannungsinsel 5 km östlich von Kap Sounion. Ab Mai 1947 wurden dort ELAS-Offiziere und Soldaten inhaftiert, durch Folter, Zwangsarbeit und Propaganda zu „nationalgesinnten“ Bürgern umerzogen und zum Unterschreiben einer Reueerklärung gezwungen. Ab Frühling 1949 wurden auch Zivilisten inhaftiert. Das Lager hatte bis August 1950 Bestand, danach diente es bis 1956 als Militärkaserne für politisch verdächtige Soldaten. 1967 von der Militärdiktatur wieder aktiviert. Die Insel gilt im gegenwärtigen griechischen kollektiven Gedächtnis als ein locus horribilis des Bürgerkriegs, der mit staatlichem Terror, Schrecken und Gewalt in Verbindung gebracht wird.
Metaxas-Diktatur: Am 4. August 1936 von Ioannis Metaxas mit Unterstützung von König Georg II. errichtete Diktatur. Als Vorwand diente die wachsende kommunistische („bolschewistische“) Gefahr, was eine scharfe Verfolgung und Repression der Kommunisten zur Folge hatte (Verbannung, Inhaftierung, Reueerklärungen).
Ioannis Metaxas wurde 1871 auf Ithaka geboren. Er absolvierte die Kadettenakademie in Athen und war nach dem Studium an der Berliner Kriegsakademie (1899-1903) Generalstabsoffizier. Als Diktator verweigerte er am 28.10.1940 den Italienern den Einmarsch ins Land. Dieser „Ochi-Tag/ Tag des Neins“ ist ein wichtiger griechischer Nationalfeiertag. Metaxas starb im Januar 1941.
Militärdiktatur: Am 21. April 1967 putschte eine Gruppe von mittel- und niederrangigen rechtsradikalen Offizieren und riss die Macht an sich. Die Militärdiktatur dauerte bis zum 24. Juli 1974. Zu den repressiven Maßnahmen, die das Regime kurz nach dem Putsch ergriff, gehörten u.a. die Verhängung des Kriegsrechts über das ganze Land, die Verfolgung und Deportation Andersgesinnte (Kommunisten, Linken), Pressezensur, Vereins- und Versammlungsverbot etc. Nach dem Scheitern einer politischen Öffnung im Oktober 1973 und dem Studentenaufstand im Athener Polytechneio im November 1973 wurde die Endphase der Militärdiktatur eingeleitet. Der Sturz der Diktatur ist u.a. auf die abenteuerliche Zypernpolitik des Regimes zurückzuführen.
N
Nationalarmee: Streitmacht der legalen griechischen Regierung, die nach den Parlamentswahlen im März 1946 gebildet wurde und die am 29.4.1949 mit amerikanischer Unterstützung den DSE besiegte.
O
OKNE (gr. ΟΚΝΕ = Ομοσπονδία Κομμουνιστικών Νεολαιών Ελλάδας = Föderation Kommunistischer Jugendbewegungen Griechenlands): 1922 gegründete Jugendorganisation des KKE, ging 1943 in die EPON auf.
OPLA (gr. ΟΠΛΑ = Οργάνωση Προστασίας Λαϊκών Αγωνιστών = Schutzorganisation der Kämpfer des Volkes): 1943 gegründete, in zahllosen Einzelgruppierungen militant-terroristisch operierende Sicherheits- und Liquidationstruppe des KKE; bestand bis 1947.
Organisation Chi (X): 1943 vom Oberst Georgios Grivas gegründete und geführte nationalistische, royalistische und antikommunistische paramilitärische Organisation. In der Besatzungszeit bestand ihre Aufgabe in der Sammlung von Informationen, der Spionage und der Propaganda gegen die Besatzer. In den Dezemberereignissen von 1944 schlug sie sich auf die Seite der Regierungstreuen. Nach dem Oktober 1944 und während des eigentlichen Bürgerkriegs (1946–1949) agierte sie als terroristische Miliz gegen die Kommunisten.
P
Papandreou, Andreas (1919-1996): Sozialistischer Politiker, Gründer des PASOK (Panhellenische Sozialistische Bewegung), bildete 1981 die erste sozialistische Regierung im Nachkriegsgriechenland, Ministerpräsident 1981-89 und 1993-96.
Papandreou, Georgios (1888-1968): erster Ministerpräsident nach der Befreiung Griechenlands; als Ministerpräsident von 1963 bis 65 versuchte er, eine politische und kulturelle Liberalisierung des Landes einzuleiten.
Ploumpidis, Nikos (1902–1954): Führendes Mitglied des KKE. Nikos Zachariadis stempelte Ploumpidis als Verräter ab, weil dieser angeblich mit der griechischen Polizei zusammengearbeitet hatte. 1952 wurde Ploumpidis von der Polizei festgenommen und zum Tode durch Erschießen verurteilt.
Psarros, Dimitrios (1893–1944): griechischer Offizier, Gründer der Widerstandsorganisation EKKA, die im Mai 1944 nach einem Angriff von Aris Velouchiotis in Fokida aufgelöst wurde. Psarros wurde festgenommen und auf dem Weg zum Hauptquartier von ELAS-Partisanen ermordet.
R
RAN (gr. ΡΑΝ = Ρήλος-Αυλών-Νήσοι = Relos-Aulon-Nesoi/ Rílos-Avlón-Nísi): Bedeutende Militärorganisation des rechtsorientierten Widerstands. Die aus den Anfangsbuchstaben dreier Ortsnamen gebildete Abkürzung signalisiert nationalistisch-irredentistische Gebietsansprüche für ein zukünftiges Nachkriegsgriechenland. Die RAN (überwiegend republikanisch orientiert) repräsentierte die Widerstandsstrategie des regulären Heeres: Der nur begrenzten Erfolgsaussichten wegen ebenso begrenzter Widerstand gegen die Besatzer, dafür Schaffung und Bewahrung nichtkommunistischer militärischer Strukturen für die Zeit nach dem Abzug der Deutschen.
Reueerklärung (gr. δήλωση μετανοίας): Im Bürgerkrieg wurden politische Gefangene durch physische und psychische Gewalt gezwungen, dem Kommunismus öffentlich abzuschwören. Dies vollzog sich durch Unterschreiben einer Reueerklärung, die im Anschluss den Behörden weitergeleitet und oft in der Presse veröffentlich wurde. Dies Prinzip war bereits während der Metaxas-Diktatur verstärkt zur Anwendung gekommen und wurde auch in der Nachbürgerkriegszeit weitergeführt.
Rigas Feraios: Linke Jugendorganisation, die am 17. Dezember 1967 gegründet wurde und gegen die Militärdiktatur (s.o.) Widerstand leistete.
Rizospastis: Zentralorgan der Kommunistischen Partei.
S
Sarafis, Stefanos (1890–1957): Griechischer Offizier, Anführer des ELAS im Widerstand. Sarafis engagierte sich zuerst im venizelistischen, dann im linken Lager. Während der Besatzungszeit plädierte er für die Vereinigung aller Widerstandsorganisationen. Nach der Befreiung Griechenlands wurde Sarafis festgenommen und u.a. auf Makronisos verbannt. Bei den Parlamentswahlen von 1951 und 1956 wurde er für die EDA gewählt. Er starb 1957 bei einem Autounfall, als ein Auto der amerikanischen Hilfsmission ihn vor den Augen seiner Frau überfuhr. Die Linke sprach von gezieltem Mord.
Schlacht von Kastoria: erfolgreich ausgeführter Angriff von ELAS-Truppen auf die Regierungsarmee im September 1946 in Kastoria/Westmakedonien.
Sicherheitsbataillone (gr. Τάγματα Εθνικής Ασφαλείας – ΤΕΑ): Am 07. April 1943 von der Kollaborateurregierung unter Ministerpräsident Ioannis Rallis gegründet, handelte es sich bei den Sicherheitsbataillonen um zivile Milizen und Offiziere der griechischen Armee. Sie gingen auf dem Lande gewalttätig gegen die Kommunisten vor, zunächst in Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern, nach der Befreiung in Kooperation mit den griechischen Regierungen, obwohl sie offiziell aufgelöst und in die griechische Polizei und die Armee übernommen worden waren.
Spaltung des KKE: 1968 spaltete sich die Kommunistische Partei in eine moskautreue (KKE) und in eine eurokommunistische Partei (KKE Inland).
T
Tag der Befreiung Athens: siehe Befreiung
TEA (Τάγματα Εθνικής Ασφαλείας): siehe Sicherheitsbataillone
V
Varkiza-Abkommen: Am 12. Februar 1945 wurde das Varkiza-Abkommen unterschrieben. Unter anderem wurde von beiden Seiten u.a. Amnestie für alle politische Gefangenen, die Bildung einer neuen Nationalarmee, die Beseitigung der Sicherheitsbataillons (s.o.), die Durchführung eines Plebiszits über die Staatsform (Monarchie oder Republik) und die Entwaffnung des ELAS vereinbart.
Velouchiotis, Aris (1905-1945): bürgerlicher Name Athanasios Klaras, Mitglied des KKE; Er wurde während der Metaxas-Diktatur inhaftiert und unterzeichnete eine Reueerklärung. Im Auftrag des KKE organisierte er den ELAS und den Partisanenkampf gegen die Besatzer. Er lehnte das Varkiza-Abkommen ab und wurde von dem KKE ausgeschlossen. Er starb während militärischer Auseinandersetzungen mit rechten Paramilitärs. Sein abgeschnittener Kopf wurde in Trikala öffentlich zur Schau gestellt. Um Aris Velouchiotis rankten sich bereits zu seinen Lebzeiten Legenden; insbesondere in den 1970er und 80er Jahren wurde er mythologisiert und zu einer Symbolfigur der Linken.
Verbannung/Verbannungsinseln: Zahlreiche Inseln (u.a. Ägina, Agios Efstratios, Giaros, Ikaria, Limnos) beherbergten Lager oder Gefängnisse, in denen politisch Verdächtige (und ihre Angehörigen) verbannt und interniert wurden. In den 1950er Jahren wurden sie aufgelöst und in der Zeit der Militärdiktatur wieder aktiviert.
Z
Zachariadis, Nikos (1903-73): stalinistischer Generalsekretär des KKE von 1934 bis 1956, von 1941 bis 1945 im KZ Dachau interniert; nach dem Bürgerkrieg im sowjetischen Exil; 1956 nach Sibirien verbannt.
Zervas, Napoleon (1891-1957): Gründer und militärischer Führer der Widerstandsorganisation EDES. Nach der Befreiung gründete er die Nationale Partei (gr. Εθνικό Κόμμα), wurde Parlamentsabgeordneter und bekleidete Ministerämter.
Zwangsrekrutierung: Wegen der numerischen Überlegenheit der Nationalarme sah sich die KKE-Führung gezwungen, Zivilisten (Männer, Frauen und Kinder), oft mit Gewalt, für militärische Zwecke zu rekrutieren. Kurz vor dem Ende des Bürgerkriegs, als sich die Niederlage des DSE abzeichnete, startete das KKE eine zielgerichtete Aktion, um kleine Kinder zu Indoktrinierungszwecken in die sozialistischen Volksdemokratien zu schicken. Dieses Unternehmen, das als „παιδομάζωμα“ bezeichnet worden ist, gilt als Antwort des KKE auf eine im Jahr 1947 auch vom bürgerlichen Lager aus gestartete Indoktrinierungsaktion mit kleinen Kindern, das sogenannte „παιδοσώσιμο“ (s. Kinderstätten).